Enkes Daumenkino “Der Hammerwerfer”
Als Bonbon enthält die Neuauflage des Strichmännchen-Comic-Buches das lustige Daumenkino* Der Hammerwerfer von Werner Enke. Ein Sekunden-Gag ohne Worte.🙂
Es war 1968 als das Strichmännchen “Der schlaffe Haro” im Kino-Film Zur Sache Schätzchen im Daumenkino die junge Uschi Glas in der Liebesszene zum Lachen brachte.
Und nicht nur sie: auch das Publikum und die Presse begeisterte der Überraschungserfolg im Kino:
Zur Sache Schätzchen gewann mehrere Filmpreise (drei Bundesfilmpreise in Gold, Bambi, Goldene Leinwand u.a.) und wurde von mehreren Zeitungen als bester Film des Jahres ausgezeichnet.
Über 6,5 Mio. Kinobesucher sahen in der Liebesszene mit Uschi Glas minutenlang Werner Enkes selbst gemachte Daumenkinos in voller Größe in Großaufnahme.
Als direkte Folge davon erlangten Daumenkinos im deutschsprachigen Raum eine neue Popularität.
Der schlaffe Haro, der Protagonist der Daumenkinos, schlaffte anschließend erst mal völlig ab. Es wurde sehr ruhig um ihn und es gab auch keine lustigen Daumenkino-Vorführungen mehr.
Jetzt ist er nach über 50 Jahren zurück. Neue Film-Premiere ! Und das wird böse enden … 🙂
Schon in seiner Schulzeit in Göttingen begann Werner Enke, sich coole Daumenkinos mit Strichmännchen selber zu basteln, weil er oft das Eintrittsgeld fürs Kino nicht hatte.
Und so malte er sich seine Filme einfach selbst. Eines der besten Beispiele aus jener Zeit ist das Daumenkino Die Verfolgung, das im Film Zur Sache Schätzchen in der Liebesgeschichte vorkam.
Das lustige Daumenkino war Vorlage für die Ausstellung zum Kult-Film in der Pasinger Fabrik 2016 in München, für die Werner Enke die Geschichte der Strichmännchen-Verfolgung als Video vertont hat.
Die Animation der einzelnen Daumenkino-Bilder erstellte Filmfotograf » Mike Gallus aus München.
Zum Abspielen des Videos bitte auf das Vorschaubild klicken:
* Definition
Ein Daumenkino (englisch: flip book) ist eine Sammlung zusammenhängender Seiten mit Zeichnungen beispielsweise von Menschen, Strichmännchen, Tieren, Gegenständen oder Motiven.
Die Bindung oder Heftung der Seiten legt die Reihenfolge der gezeichneten Bilder fest, die eine kurze, meist lustige, Geschichte in wenigen Sekunden erzählen.
Blättert man langsam in einem Daumenkino, dann ergibt sich der Eindruck von einer Sammlung einzelner, statischer Seiten so wie bei einem herkömmlichen Buch.
Rollt man dagegen die Seiten eines Daumenkinos schneller mit dem Daumen ab, ergibt sich in der Abfolge der Eindruck von Bewegung wie in einem Trickfilm.
Eine andere Bezeichnung für Daumenkino ist daher Abblätterbuch oder bezogen auf die Bedeutung des Wortbestandteils “Kino” auch Taschenkino als es im 19. Jhd. noch keine Filmprojektoren gab.
Wer hat das Daumenkino erfunden ? Am 18. März 1868 meldete der englische Drucker John Barnes Linnett ein Patent an für sein „flip book“ mit folgendem Titel:
The Kineograph A New Optical Illusion (British Patent Nr. 925).
Seine Patentschrift galt seinerzeit als eine Innovation in der Darstellung optischer Täuschungen.
Und sie ist bis heute eine Anleitung und Vorlage, wie ein Daumenkino zu erstellen ist. Oder eine Antwort auf die Fragen: Wie funktioniert das Daumenkino ? Wie erstelle ich ein Daumenkino ?
Wichtig ist, dass das Daumenkino noch gut mit der Hand gehalten werden kann und dass sich die Bilder von Seite zu Seite nur wenig verändern.
Letzteres zeigt John Barnes Linnett in seiner Patentschrift im Detail am Beispiel der Flügel einer von ihm gezeichneten Windmühle:
Der Eindruck eines Bewegtbildes ist unabhänging davon, ob ein Daumenkino detailliert gestaltet oder einfach gezeichnet ist wie zum Beispiel mit Strichmännchen ohne Gesicht.
Die Stärke der wahrgenommenen Bewegung hängt dagegen von der Geschwindigkeit ab, mit der das Daumenkino abgerollt wird.
Eine Erklärung für diesen optischen Effekt liefert das Prinzip der sog. “Persistenz des Sehens” (auch Nachbildwirkung genannt).
Gemeint ist damit eine optische Täuschung, die auf der Schwäche bzw. Trägheit des Auges beruht:
Ab einer Abfolge bzw. Geschwindigkeit von mehr als ca. 20 Bildern pro Sekunde können Menschen kein Einzelbild mehr erkennen.
Dann nimmt das Gehirn wie bei einem Video-Film oder im Fernsehen die einzelnen Bilder als Bewegung wahr. Diese erscheint um so flüssiger, je schneller die Animation des Daumenkinos abläuft.
Wie viele Blätter / Bilder braucht man für ein Daumenkino ? Die Antwort auf diese Frage ergibt sich aus den Grundlagen der Erzeugung eines Filmes: eine Sekunde Film besteht aus 24 Einzelbildern.
Will man also ein Daumenkino selber machen und dass dieses 2 Sekunden funktioniert, benötigt man hierzu 48 Bilder / Blätter. Entsprechend benötigen 3 Sekunden Laufzeit 72 Bilder / Blätter usw.